Diesmal Online: Amateurfunk Intensiv-Kurs vom 10.10. – 18.10.2020

Es war für viele von uns Neuland und ein spannendes Projekt, die Klasse-E-Amateurfunkausbildung als Intensivkurs zum ersten Mal aus dem Homeoffice zu machen.

Fast alle von uns kennen Video-Konferenzen aus dem beruflichen Umfeld, aber echtes Computer Based Learning für den Amateurfunk ist eine ganz andere Hausnummer … und das alles „Life und in Farbe“.

Wie die Rückmeldungen unserer Teilnehmer aus ganz Deutschland gezeigt haben, war das Projekt ein voller Erfolg. Einige haben schon jetzt vor den beiden geplanten Repetitorien ihre Prüfung gemeistert. Herzlichen Glückwunsch, wir treffen uns wieder on-Air!

Klar, ohne Eigeninitiative und aktives „Self learning“ geht es nicht: Das Lernen findet im eigenen Kopf statt, was kein Unterschied zu einem Präsenzkurs ist. Wer dazu nicht bereit ist, für den ist ein Amateurfunkkurs nicht geeignet, ein Video-Kurs wird zur TV-ähnlichen „Berieselung“ degradiert. Genau das war allen Teilnehmern im Vorfeld klar.

An dieser Stelle ein kleiner Bericht aus Sicht der Instruktoren und Organisatoren.

Stundenplan

Die grundsätzliche Vorgabe „Rede über alles, nur nicht über 45 Minuten!“ je Zeiteinheit wollten wir wegen der reduzierten Aufmerksamkeitsspanne auf maximal 20 Minuten reduzieren. Das hat sich aufgrund der Themen als wenig realistisch herausgestellt; wir sind im Laufe des Kurses bei 45 Minuten geblieben, manchmal wurden sogar diese Zeit überzogen. Pausen müssen zwingend großzügig (aber nicht zu lange) und nach Bedarf einkalkuliert werden, sonst ist nach zwei Zeiteinheiten „die Luft raus“ und der Fokus geht verloren!

Der eigentliche Stundenplan des Präsenzkurses musste überarbeitet werden. Aufgrund der Abstimmung mit der Teilnehmerrunde planten wir in unter der Woche die (frühen) Abendstunden 18:30 bis maximal 21:00 Uhr ein; folglich mussten wir zwei Wochenende hinzunehmen um den Intensivkurs nicht zu zerreißen. Das ist für alle Beteiligten ein nicht zu unterschätzender Aufwand und an Herausforderung an deren Flexibilität bzw. Kompromissfähigkeit. Inhaltlich fand zunächst nur eine Aufteilung der komplexeren Einheiten (z.B. Antennentechnik) in zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Zeiteinheiten statt. Das war gut so!

Präsentationsmaterial

Prinzipiell sind unsere Foliensätze der Präsenzkurse gut für einen Online-Kurs geeignet. Sie wurden bzw. müssen aber dieses spezielle Medium mit dem Ziel überarbeitet werden, dass sie den Zeitrahmen nicht sprengen. Das Wie ist sicher individuell vom Sprecher abhängig! Das Was ist unkritisch, alle Folien liegen allen Instruktoren im PowerPoint-Format vor und können daher auch mit kostenloser OpenSource-Software bearbeitet werden. Die Aufteilung in einen Themen- und in einen Fragen-Block sinnvoll, wobei das Hand-Out-Material die Fragen an geeigneter Stelle in den Themen enthält. Mit anderen Worten, das Hand-Out-Material unterscheidet sich von der Online-Präsentation und ist aufgrund der unterschiedlichen Medien dafür auch nicht zu gebrauchen!

Im Gegensatz zu Präsenzkursen teilten wir das Hand-Out-Material einen Tag vorab als Download-Link zu einem gepackten PDF-Archiv auf unserer Cloud per Mail aus. So war die Dokumentation auch dann in der didaktisch richtigen Reihenfolge zugängig, wenn ein Teilnehmer an der Online-Session nicht zugegen war, und es lässt sich auch der Kursfortschritt gut nachverfolgen.

Fazit: Die Präsentationsmaterialien müssen vor dem nächsten Online-Kurs überarbeitet werden. Das ist eigentlich kein Novum, laut Sepp Herberger gilt: „Nach Spiel ist vor dem Spiel!“

Präsentationstechnik

Nach einigen Tests benutzten ZOOM als das Mittel der Wahl für unsere Online-Sessions. Der Zugang erfolgte ausschließlich via App, die auf allen gängigen Betriebssystem- und Hardware-Plattformen verfügbar ist und auch hinsichtlich der Sicherheit ständig aktualisiert wird. Die Entscheidung für ZOOM und für dieses Vorgehen hat sich als absolut richtig herausgestellt: Kein einziger Ausfall während des gesamten Kurses! An dieser Stelle herzlichen Dank an Carlo für das zur Verfügung stellen seines ZOOM Accounts.

Als ausgesprochen sinnvoll hat sich die Aufgabenteilung in Sprecher/Instruktor und Moderator erwiesen. Der Sprecher präsentiert das Thema und steht für Fragen und Antworten zur Verfügung, der Moderator achtet auf das Timing und bearbeitet u.a. den parallel laufenden Chat, über den er auch Fragen sammeln kann. Ohne eine derartige Aufteilung kann ein weniger erfahrener Instruktor „überlastet“ werden oder es leidet die Präsentation unter dem Abarbeiten der „Multiprogramming Aufgaben“.

Gut ist es zwei Bildschirme am Rechner zu haben. Ein geteilter Schirm für die Präsentation, ein weiterer Schirm zur Darstellung der Teilnehmer, ggf. zum Verfolgen des Chat und zur Steuerung von ZOOM. Mit zwei Schirmen entfällt das lästige Umschalten zwischen den Tasks (Alt-Tab) und alles geht sehr viel flüssiger von der Hand.

Wir benutzten kein „Shared Whiteboard“, das von ZOOM angeboten wird. Die Zeichnungen auf dem Whiteboard sind etwas zu krakelig mit den klassischen Zeigegeräten und das Schreiben der technischen Formeln mit der Tastatur ist einfach zu langwierig. Deshalb ist eine zweite Dokumentenkamera, die ein DIN A4 Blatt aufnimmt angebracht; eine schattenfreie Beleuchtung sorgt für gute Lesbarkeit.
Auf keinen Fall dürfen Schwarz-Weiß-Tintenstrahlerdrucke farbiger Folien unter diese Kamera gelegt werden! In der Regel sind die Kontraste dann derart ungünstig, dass die Scharfstellung der Kamera nicht mehr funktioniert.
Eine Dokumentenkamera hat sich nicht nur hinsichtlich handschriftlicher Erläuterungen bewährt, auch können z.B. elektronische Bauteile ansprechend dargestellt werden. Natürlich können auch ganze Geräte oder das gesamte Shack gezeigt werden. Der Umgang erfordert nur etwas zusätzliche Übung (hinsichtlich ZOOM-Bedienung) und es lockert an entsprechender Stelle die Präsentation auf; wir müssen nur aufpassen, dass wir den Focus auf das eigentliche Thema und die zur Verfügung stehende Zeit nicht aus den Augen verlieren.

Vereinbarungsgemäß haben wir keine Aufzeichnungen der Online-Sessions gemacht. Wer trotzdem persönliche Aufzeichnungen gemacht hat, der verstößt nicht nur gegen unsere Vereinbarung, er/sie verstößt gegen das Urheberrecht, das Recht am eigenen Bild und gegen die Datenschutzgrundverordnung – in Summe kein Kavaliersdelikt oder eine einfache Ordnungswidrigkeit sondern eine Straftat … von den möglichen empfindlich hohen Schadensersatzforderungen einmal ganz abgesehen!

Fazit: ZOOM war das richtige Online-Werkzeug für unseren Kurs. Eine zweite (Dokumenten)Kamera ist genau so sinnvoll wie ein zweiter Bildschirm. Wir werden bis zum nächsten Intensivkurs noch etwas zusätzlich üben – kein Beinbruch, wir haben genug Zeit und Gelegenheit und es sind wirklich nur feinste Arbeiten, also absolutes Fine Tuning! Die Entscheidung keine Aufzeichnungen zu machen ist aus datenschutzrechtlichen Gründen richtig; in Zukunft werden wir genau so verfahren.

Schlussfolgerungen und Ausblick

Unter dem Strich hat sich das Online-Intensivkurskonzept mit der zugrundeliegenden technischen Infrastruktur als praktikable und richtig für unsere Teilnehmer bewiesen.

Die Teilnehmer kamen aus ganz Deutschland, sie konnten ohne Reiseaufwände dabei sein. Gerade deshalb ist in gewissen Grenzen die Abstimmung des Stundenplans im Vorfeld mit den Teilnehmern sinnvoll. Alles motivierende Alleinstellungsmerkmale von Online-Kursen und so bietet die Krise eine gute Chance für neue Entwicklungen!

Diesen Kurs werten wir als Erfolg. Trotzdem ist immer noch „Luft nach Oben“ – anders oder besser geht immer und guten Ideen werden wir uns nicht verschließen! Um besser zu werden haben wir noch etwas zu tun, anderenfalls wäre es langweilig: „Wer aufgehört hat besser werden zu wollen, der hat schon längst aufgehört gut zu sein!“J

Sehr erfreulich waren die Rückmeldungen unserer Teilnehmer. Einige können sich vorstellen, dass dieses Kurskonzept für zukünftige Ausbildungsveranstaltungen sehr gut tragfähig ist. Einer Anregung folgend machen wir uns Gedanken über einen Technik-Upgrade zur Amateurfunk Klasse A, der dann vielleicht um die Zeit von Ostern 2021 stattfinden könnte.
Stay tuned!

Wie immer sind Ergänzungen und Kommentare ausdrücklich erwünscht.

Vy 73 de Karl-Heinz, DC4PC

PS: Wie immer habe ich „gebabbelt“ wie mir die Schnauze gewachsen ist, manchmal ohne Punkt und Komma …